Sich zu äußern heißt, sich auszusetzen, je ehrlicher, je mehr. In solchem Ausgesetzt-sein Formen zu finden, zu entwickeln, erfordert Liebe, ist lyrik.
Erotische Gedichte sind gefährlich;
denn sprechen Liebende ganz ehrlich
so zeigen sie sich auch begehrlich
und können doch nur hoffen,
ihr Liebling sei für Wünsche offen,
die sie sich selber nicht erfüllen können
weil sie in Sehnsucht sich verzehren
mit heißen leiblichen Begehren
um aneinander auf zu brennen,
in dunkle Himmel tief sich ein zu wühlen,
die es erlauben sich zu fühlen
als miteinander eins,
wo ich bin deins
und du bist meins.
Das ist noch die romantische Version;
wirklich ersehnen wir die Explosion,
die wer in uns anzündet,
der sich mit uns verbündet,
und dabei ein Erleben schenkt
das uns in die Ekstase lenkt
der wir nach all dem Streicheln, Reiben, Stoßen, Küssen
uns auch aussetzen wollenmüssen,
wobei wir so verletzlich sind
wie seinerzeit als kleines Kind.
Erotisch formuliert und ehrlich,
bleibt Gedichte leben halt gefährlich.
Stenkamp #
So lebt der Zauber der Lyrik, aber eben nicht in irgendwelchen Theorien, sondern in praktischer Poiesis. Davon spricht beispielsweise das nächste Gedicht.
Das folgende Gedicht ist dann ein echtes Beispiel erotischer Gefährlichkeit. Und wer begründet fürchten muss, Liebe, (für die in unserer versicherten Welt wenig Platz ist), nicht spontan darin erkennen zu können, mag sich von diesem Gedicht fern halten; harmloserer Gedichte finden sich in: Mit und Über
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